In der Ferne
Hernan Diaz
Was für ein Roman! Doch auf die Härte dieses Abenteuers sollte man vorbereitet sein.
Die Geschichte:
Zur Zeit des Goldrausches machen sich die schwedischen Brüder Håkan und Linus auf den Weg nach New York, ins gelobte Land. Im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder im Gedränge der Menschen. Der kleine Håkan gelangt auf das falsche Schiff und landet auf der anderen Seite des Kontinents – in San Francisco.
Håkan spricht nicht die Sprache, ist fremd und allein. Doch er hat ein Ziel: Er will seinen Bruder Linus finden und macht sich zu Fuß auf den Weg nach Osten, Richtung New York.
Einige Menschen begleiten Håkan eine Weile. Dann wird er gefangen gehalten, kann fliehen, findet erneut Anschluss, läuft wieder alleine. Aus Håkan wird der „Hawk“ – so nennen ihn die Amerikaner. Es wird ein lebenslanger, kräftezehrender Weg.
Der Roman ist fesselnd, berührend und grausam zugleich. Die poetische Sprache steht im Gegensatz zum rauen Umfeld. Denn es geht ziemlich heftig zu, und das ist wichtig zu wissen, bevor man losliest: Szenen in der gnadenlosen Hitze der Wüste, blutige Überfälle, verendete Tiere, Amputationen… Puuhh… Das ist ja nicht so meins. Ehrlich gesagt, es war an der Grenze des für mich Erträglichen.
Dennoch… die spannende Geschichte und die grandiose Erzählweise haben mich gebannt weiterlesen lassen. Die Einsamkeit, die Macht der Natur, der Wille zum Überleben. All das beschreibt Hernan Diaz unfassbar gut.
Und aus der Ferne betrachtet ist die Geschichte einfach herzzerreißend. Die beiden Brüder, die sich auf den Weg machen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Und dann verlieren sie sich, sind mutterseelenallein, wissen nicht, ob sie sich jemals wiedersehen werden. Und einer von ihnen macht sich auf diese lange, beschwerliche Suche. Dann das Ende des Romans… Die Gedanken an all das überwältigen mich immer noch.
Für alle, die gerne Abenteuergeschichten oder Western lesen… nicht verpassen!
In der Ferne
Hernan Diaz
übersetzt von Hannes Meyer
Hanser Berlin