Ich kann dich hören
Katharina Mevissen
Ein schöner Roman über die Sprache der Musik und der Gehörlosen und die Kunst des Zuhörens.
Osman Engels ist Cellist und Musikstudent in Hamburg, aufgewachsen im Ruhrgebiet als Sohn deutsch-türkischer Eltern. Die Mutter hat die Familie früh verlassen, da waren Osman und sein Bruder Willi noch ganz klein. Der Vater Suat ist ebenfalls Musiker. Er bricht sich das Handgelenk und weiß nicht, ob er jemals wieder Geige spielen kann. Tante Elide hat sich seit dem Verschwinden der Mutter um die Familie gekümmert und ihre eigenen Lebenspläne verworfen. Und dann ist da noch Luise, eine WG-Mitbewohnerin in Hamburg. Osman fühlt sich zu Luise hingezogen, doch er traut sich nicht, sie anzusprechen.
Das alles ist zu viel für Osmans Gemütslage. Er hadert, zweifelt, fühlt sich unsicher und überfordert. Seine Seele schlägt sich auf seine Musik nieder. „Wie ein Gewitter“, beschreibt es sein Professor. Osman vermasselt Prüfungen und versagt bei Konzerten.
Dann findet er am Bahnhof ein verlorenes Diktiergerät. Osman zögert zunächst, hört sich jedoch die Aufnahmen an. Die unbekannte Frau, die dort spricht, heißt Ella. An einigen Stellen sind statt ihrer Stimme nur seltsame Geräusche zu hören, denn Ella kommuniziert mit ihrer gehörlosen Schwester Jo in Gebärdensprache.
Osman wird klar, dass er die ungeklärten Geschichten und belastenden Dinge aufarbeiten muss, und das schafft er nur durch Zuhören und Reden. So versucht er, mit Tante Elide und Vater Suat zu sprechen, doch das ist gar nicht so einfach.
„Ich kann dich hören“ ist ein gelungener Debütroman von Katharina Mevissen über die Bedeutung und Kraft von Musik und Gebärdensprache. Diese Themen gemeinsam in einem Roman machen für mich das Buch so besonders.
Ich kann dich hören
Katharina Mevissen
Wagenbach Verlag