Beeindruckend und spannend erzählt der Roman vom Leben der Samen im Norden Schwedens – und von einem tapferen Mädchen.
Dieses Mädchen ist Elsa, 9 Jahre alt, Tochter eines samischen Rentier-Hirten. Elsas Familie lebt die Kultur und Traditionen der indigenen Bevölkerung nördlich des Polarkreises.
Als Elsa ihr kleines Rentier besuchen will, ist das Kalb gerade von einem Mann getötet worden. Elsa kennt den Täter – er droht ihr und sie schweigt. Für Elsa ist dieser Moment prägend. Sie versucht, ihre Angst und ihre Trauer alleine zu bewältigen.
Die Samen erfahren immer wieder Diskriminierung, Unterdrückung und Hass. Rentiere werden getötet und ausgenommen. Doch für die Polizei ist dies höchstens Diebstahl, die Fälle werden nicht weiter verfolgt.
Diese Ungerechtigkeit will Elsa nicht hinnehmen. Als junge Frau setzt sie sich mit aller Kraft für die Aufklärung der grausamen Taten ein. Und sie fordert Respekt gegenüber ihrer Kultur. Denn der Hass auf die Samen bringt viel Verzweiflung und Leid.
Ein Zitat fasst es gut zusammen: „Samisch sein bedeutete, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht.“
Im ersten Kapitel habe ich Elsa direkt ins Herz geschlossen. Das kleine Mädchen hat mich berührt, die Szenen sind großartig beschrieben mit humorvollen Situationen und Dialogen. Doch die Geschichte beschreibt keine Idylle, trotz romantischer Schneelandschaft. Sie geht viel tiefer in den Schmerz der indigenen Familien hinein.
Die Autorin Ann-Helén Laestadius ist gebürtige Sámi und hat aus wahren Begebenheiten diesen beeindruckenden Roman geflochten. Ein Glossar (hinten im Buch) enthält Übersetzungen samischer Wörter und Begriffe.
Das Buch ist spannend und berührend mit traurigen Szenen, aber auch voller Kraft und Liebe. Wunderbar!
Das Leuchten der Rentiere
Ann-Helén Laestadius
aus dem Schwedischen übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt
Hoffmann und Campe Verlag