„Gesammelte Werke“ ist ein toller Roman, großartig geschrieben, ich bin durch die knapp 900 Seiten geflogen.
In Göteborg steht Verleger Martin Berg kurz vor seinem 50. Geburtstag und dem 25-jährigen Firmenjubiläum. Seinen Freund und Maler Gustav Becker kennt Martin seit der Schulzeit. Sie haben zusammen studiert, in einer Wohngemeinschaft gelebt, ein Jahr in Paris verbracht… ein berauschendes Künstlerleben.
Als junger Mann lernt Martin Cecilia kennen, er ist fasziniert von ihrer Klugheit und gewissen Kühle. Sie heiraten, bekommen eine Tochter und einen Sohn – Rakel und Elis. Eines Tages verschwindet Cecilia, da sind die Kinder 10 und 4 Jahre alt. Sie hinterlässt nur einen kurzen Brief, keiner scheint zu wissen, wo Cecilia ist.
Vierzehn Jahre später landet bei Martin Berg ein deutscher Roman auf dem Tisch, den er ins Schwedische übersetzen lassen und verlegen möchte. Rakel, die in Berlin studiert hat, soll das Buch für ihren Vater lesen und beurteilen. Rakel liest den Roman und ist sich sicher: Die Hauptfigur in dieser Geschichte ist ihre Mutter. Woher kennt der Autor Cecilia? Weiß er vielleicht, wo sie ist? Rakel beginnt zu recherchieren, stellt Fragen und wird von ihren Erinnerungen eingeholt.
Dies ist mein kurzer Einblick in eine facettenreiche Geschichte über Freundschaft, Beziehungen, Mutterschaft, Familie, Kunst, Literatur, Göteborg und noch viel mehr… Wir lernen die Figuren über einen langen Zeitraum kennen, tauchen ein in großartige Szenen. Insbesondere die Freundschaft zwischen Cecilia, Martin und Gustav ist spannend gezeichnet. Auch Cecilias Familie ist sehr speziell und eigenwillig. Ich hatte jede und jeden in Verdacht, mehr über Cecilias Verschwinden zu wissen. Doch der Roman bleibt fesselnd bis zum Schluss.
Lydia Sandgren schreibt geniale Sätze mit Humor, Ironie und Tiefgang. In der ersten Hälfte waren mir nur die Szenen mit endlosen Studentenfeiern und Kneipengesprächen, viel Alkohol und Abstürzen etwas zu ausgedehnt. Da hätte ich mir mehr Seiten über andere Passagen gewünscht. So fand ich die Erinnerungen Rakels an ihre Mutter so ergreifend beschrieben. Oder die Alltagssituationen mit Martin, Rakel und Elis… wunderbar. In der zweiten Hälfte hat mich die Geschichte inhaltlich wieder vollkommen begeistert und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Der Roman ist durchweg grandios geschrieben, das ist beeindruckende Kunst auf so vielen Seiten. Großartig übersetzt von Stefan Pluschkat und Karl-Ludwig Wetzig.
Lydia Sandgren hat mich mit ihrem Schreibstil eingenommen. Alles ist so flüssig, klug, humorvoll und spannend. Tolle Szenen, geniale Details, wunderbare Charaktere… ich bin begeistert!
Gesammelte Werke
Lydia Sandgren
Aus dem Schwedischen übersetzt von Stefan Pluschkat und Karl-Ludwig Wetzig
mare Verlag