Apeirogon

Apeirogon

Apeirogon
Colum McCann

Ein Roman – 1001 Kapitel. Die Geschichte von Bassam Aramin und Rami Elhanan lässt mich still und demütig zurück.

Bassam ist Palästinenser, Muslim. Seine Tochter Abir wurde mit 10 Jahren von einem Grenzpolizisten erschossen.
Rami ist Israeli, Jude. Seine Tochter Smadar starb kurz vor ihrem 14. Geburtstag durch einen Selbstmordattentäter.

Bassam und Rami kennen sich aus der Bewegung „Combatants for Peace“, die sich für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts einsetzt. Die Männer halten Vorträge, berichten über ihr Leben und ihren Schmerz.
In „Apeirogon“ setzt Colum McCann hier an und erzählt die Geschichte von Bassam und Rami, von den ermordeten Töchtern Abir und Smadar, von den Familien, den Menschen, den Lebensbedingungen.

Der erste Teil des Romans ist wirklich schmerzhaft. Die Tatsachen, die Details, die Umstände der Taten werden geschildert. Hier musste ich immer wieder pausieren, weil es mich überfordert hat. Doch durch diese Kapitel kann man das Leid erahnen, die Erniedrigungen spüren.

Dann kommen wir Rami und Bassam näher. Sehr bewegt haben mich ihre Überzeugungen und ihr unnachgiebiger Einsatz für den Frieden, ihre Freundschaft trotz aller Widerstände.

Für mich greifbar wird die Geschichte im zweiten Teil des Romans. Wir erfahren mehr aus dem Leben der beiden Freunde, von den alltäglichen Schwierigkeiten der Menschen in der Region, der ständigen Angst, den unfassbaren Zuständen und der nicht enden wollenden Trauer.

Bassam und Rami setzen ihren Schmerz ein, um Frieden in die Welt zu bringen. Das ist bewegend und gleichzeitig erschütternd, aber eben auch wichtig. Wir lesen überzeugende, ergreifende Botschaften!

Colum McCann hat viel Wissen und Recherche in diesen Roman gesetzt, das spürt man in jeder Zeile. Es gibt so viele Dinge, die mich schockiert und beeindruckt haben. Ein überwältigender Roman, aufgrund des schweren Themas für mich nicht leicht zu lesen – aber ein ganz großes Werk!

Apeirogon
Colum McCann
aus dem Englischen großartig übersetzt von Volker Oldenburg
Rowohlt Verlag