Die verschwindende Hälfte
Brit Bennett
Kann man seine Herkunft für immer verleugnen?
Die Zwillingsschwestern Desiree und Stella wachsen in Mallard auf, einem kleinen Ort in Louisiana. Sie sind als Farbige hellhäutig geboren, denn ein Vorfahre war dunkelhäutig, die nachfolgenden Generationen wurden immer heller. …“Wie eine Tasse Kaffee, die man immer weiter mit Sahne verdünnt“…
Desiree und Stella haben die Ermordung ihres Vaters ertragen müssen, seither leben sie mit diesem Trauma. Sie sehen keine Zukunft in Mallard und gehen fort. Zunächst wohnen und arbeiten sie zusammen in New Orleans, dann findet Stella einen Job als Sekretärin und verheimlicht, dass sie Farbige ist. Und so verschwindet Stella aus ihrem alten Leben – und aus dem Leben ihrer Zwillingsschwester.
Desiree schlägt einen rebellischen Weg ein. Sie heiratet einen dunkelhäutigen Mann und bekommt eine dunkelhäutige Tochter. Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann kehrt sie mit der kleinen Jude nach Mallard zurück und wohnt wieder bei der Mutter.
Stella hingegen lebt ihr Leben als Weiße im Wohlstand, stets mit der Angst, dass die Lüge auffliegt. Nach vielen Jahren, als die beiden Töchter der Zwillingsschwestern erwachsen sind, holt die Vergangenheit sie ein. Doch Stella verleugnet weiter ihre Herkunft.
Brit Bennett greift in ihrem Roman viele Themen auf: Herkunft, Identität, Rassismus, Transsexualität, Gleichberechtigung, Chancengleichheit. Dabei verbindet die Autorin die Inhalte gekonnt zu dieser Geschichte. Und auch die Frage, wie viele Zufälle es geben kann, hat Brit Bennett geschickt umgarnt. Ein beeindruckender Roman, der mir die Augen für wichtige Zusammenhänge geöffnet hat.
In den USA ist „The Vanishing Half“ ein großer Erfolg. Das ist absolut nachvollziehbar, und auch wir können die Lektüre dieses Romans dringend gebrauchen. Klare Leseempfehlung!
Die verschwindende Hälfte – The Vanishing Half
Brit Bennett
übersetzt von Isabel Bogdan und Robin Detje
Rowohlt Verlag