Was ich euch nicht erzählte
Celeste Ng
Eine tragische Familiengeschichte, spannend und sehr berührend.
Mai 1977 in Ohia / USA. Die 16-jährige Lydia ist verschwunden. Keiner kann sich erklären, was passiert ist. Nach einigen Tagen findet man ihre Leiche im nahegelegenen See. Ist jemand schuld an ihrem Tod? Oder hat sie sich das Leben genommen, wie die Polizei glaubt?
Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Die Eltern Marilyn und James sowie die zwei Geschwister Nathan und Hannah sind traurig und verzweifelt. Doch dann wird klar: Lydia hatte mehr Probleme, als die Angehörigen ahnten. Sie hatte weniger Freunde, als die Eltern dachten. Warum hat Lydia so viel verschwiegen? Marilyn und James wollen nicht wahrhaben, dass sie ihre Tochter eigentlich kaum kannten.
Mit einem Rückblick in die Vergangenhiet fügt sich die Geschichte langsam zusammen. Der Vater James Lee stammt aus einer chinesischen Einwandererfamilie. Die Mutter von Marilyn war gegen die Heirat ihrer Tochter mit einem „Fremden“. Insbesondere die älteren Kinder Lydia und Nathan sehen dem Vater sehr ähnlich und werden wegen ihrer „Andersartigkeit“ oft gehänselt und ausgegrenzt. Die Mutter Marilyn quält sich mit unerfüllten Sehnsüchten und nicht verwirklichten Plänen. Sie wünscht sich für Lydia ein besseres Leben und stellt dabei zu hohe Erwartungen an ihre Tochter. Mit jeder Seite des Romans ahnen wir mehr von Lydias Kummer und ihren Ängsten.
Eine besondere Rolle spielt die kleine Schwester Hannah. Sie wird von der Familie kaum wahrgenommen, hat aber mehr gehört und gesehen als die anderen. Hannah ist ein stilles und aufmerksames Kind, das man schnell ins Herz schließt – doch auch sie konnte ihrer Schwester nicht helfen. Letztlich erfahren nur wir Leser, was wirklich passiert ist.
Die Autorin beschreibt die Personen und Szenen so unfassbar gut, dass man jede Geste und jedes Wort mitfühlen kann. „Was ich euch nicht erzählte“ ist eine berührende Familiengeschichte, die man so schnell nicht vergisst.
Was ich euch nicht erzählte
Celeste Ng
dtv Verlagsgesellschaft