Das Genie

Das Genie

Das Genie
Klaus Cäsar Zehrer
Diogenes

Der Roman beschreibt das Leben des William James Sidis. Geboren 1898 in New York gilt er als einer der intelligentesten Menschen aller Zeiten und war Anfang des 20. Jahrhunderts berühmt als „Wunderjunge von Harvard“.

Seine Eltern Boris und Sarah Sidis stammen aus der Ukraine und lernen sich in den USA kennen. Der Vater – selbst ein bekannter Psychologe und Spezialist für Hypnose – entwickelt die Sidis-Methode, mit der er seinem Sohn von Geburt an die Fähigkeit antrainiert, die Funktionen seines Gehirns optimal zu nutzen. William kann mit 3 Jahren lesen, schreiben und spricht mehrere Sprachen. In der Schule überspringt er die Klassen, mit 8 Jahren hat er bereits drei Bücher verfasst, mit 11 ist er der jüngste Student in Harvard.

Für den Vater ist Bildung das Wichtigste. Auch geistige Freiheit, die Ablehnung von Gewalt in der Erziehung und in der Gesellschaft sowie die Kritik gegenüber Machtausübung und Ausbeutung sind für die Familie klare Standpunkte. Das ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts revolutionär und bewundernswert. Doch Sarah und Boris lassen keine Lässigkeiten und Gefühle zu. Nach ihrer Auffassung hemmen Emotionen das klare und logische Denken, und so wirkt die Familie Sidis sehr kühl und arrogant. Von Kindesbeinen an ist William ein Sonderling ohne wahren Freunde. In der Schule wird er von Mitschülern und Lehrern gehasst, weil der neunmalkluge Streber alles besser weiß. Auch als Erwachsener kann und will er sich nicht anpassen und macht sich durch sein stures Verhalten viele Feinde. Nur seine kleine Schwester Helena ist Vertraute und versucht ihm zu helfen, mit den Menschen und den jeweiligen Situationen zurechtzukommen. Doch William kann seine Intelligenz nicht ausschöpfen, er geht an seinem Leben zugrunde und stirbt 1944 mit 46 Jahren.

Klaus Cäsar Zehrer hat das Leben des William James Sidis sehr gut recherchiert. Dabei gelingt es ihm, uns Leser mit leichter Schreibweise und viel Humor an die schwierige Geschichte heranzuführen. So muss man oft schmunzeln, wenn William als wandelndes Lexikon dient oder er die Fahrplanauskunft für die Straßenbahn ersetzt. Im nächsten Moment werden wir jedoch traurig und wütend darüber, dass dieser Junge nie Kind sein durfte. So sorgt die Geschichte für ein Wechselbad der Gefühle und regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Denn viele gesellschaftspolitische Themen sind in diesem Roman vereint und heute immer noch aktuell.

Es ist die wahre und tragische Lebensgeschichte eines Genies.

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Klaus Cäsar Zehrer
Diogenes



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